Gehirn einfach erklärt XX
[0] Gehirn einfach erklärt.
[1] Der Podcast für alle mit Köpfchen.
[2] Herzlich willkommen.
[3] Schön, dass ihr mit dabei seid.
[4] Mein Name ist Katrin Wachauer.
[5] Ich bin Moderatorin.
[6] Und mein Name ist Manuela Macedonia.
[7] Ich bin Neurowissenschaftlerin.
[8] Ja, und Buchautorin und Speakerin Manuela.
[9] Wann ist der nächste Vortrag?
[10] Ah, da muss ich in den Kalender schauen.
[11] Okay, aber du freust dich schon.
[12] Ich freue mich immer, wenn ich mein Wissen mit Menschen teilen darf.
[13] Was sind eigentlich immer so die Reaktionen?
[14] Nach dem Vortrag.
[15] Oft kommen sie und freuen sich, dass ich ihnen da und dort ein Fenster auf eine neue Wissenslandschaft geöffnet habe.
[16] Ich freue mich, dass du heute da bist.
[17] Du als Insiderin, ich als Outsiderin im Gebiet der Neurowissenschaft.
[18] Und heute das Thema Neurowissenschaft versus Neurologie.
[19] Was macht die Neurowissenschaft?
[20] Was macht die Neurologie?
[21] Ich beginne lieber wahrscheinlich mit der Neurologie.
[22] Über die Neurowissenschaft kann ich mehr reden.
[23] Die Neurologie ist ein Fach der Medizin.
[24] Ein Neurologe, eine Neurologin ist meistens ein Arzt, eine Ärztin und beschäftigt sich mit Patienten, Patientinnen, die ein Problem haben.
[25] Also Migräne, irgendeine...
[26] Motorische Störung, Laganfall, das sind Probleme, die dann der Arzt, die Gesundheitsprobleme, die im Gehirn angesiedelt sind, die dann der Arzt, die Ärztin versucht zu lösen.
[27] Das heißt, es sind praktizierende Ärzte, die Medizin studiert haben?
[28] Genau, das sind Ärzte, die einen Doktor haben der Medizin und da steht auch immer auf ihrer Visitenkarte Dr. Matt.
[29] Ganz toll.
[30] Und jetzt zur Neurowissenschaft.
[31] Was macht die Neurowissenschaft?
[32] Also Wissenschaft untersucht meistens die Grundlagen.
[33] Das heißt also Prozesse des Gehirns, wie die Zellen gebaut sind, alles Mögliche, was auch nämlich der Arzt dann braucht, um die Krankheit zu verstehen.
[34] Zum Gehirn und arbeitet meistens mit gesunden Personen.
[35] Man spricht von Probanden und nicht von Patienten, also Probandinnen.
[36] Und das ist der Unterschied.
[37] Ich erarbeite Grundlagenwissen, das auch Ärzte brauchen können und arbeite aber nicht praktisch.
[38] mit den Personen, sondern liefere Erkenntnisse.
[39] Und die Ärzte arbeiten praktisch mit Menschen, die ein Problem mit dem Gehirn haben.
[40] Welche nützlichen Erkenntnisse liefert jetzt die Neurowissenschaft?
[41] Es kommt auf die Art der Neurowissenschaft an, auf der Ebene, in der man forscht.
[42] Zum Beispiel, wenn wir auf der untersten Ebene beginnen, bei den Molekülen.
[43] haben wir die molekulare Neurowissenschaft.
[44] Das ist eine Ebene, die einen sehr kleinen Raster hat.
[45] Und das liefert natürlich Erkenntnisse, die die Physiologie des Gehirns betreffen, also wie das Gehirn von den Molekülen her funktioniert, also von den kleinsten Bestandteilen her funktioniert.
[46] Die Ebene drüber, die zelluläre Neurowissenschaft, untersucht die Eigenschaften der Zellen, wie sich die Zellen miteinander verbinden und so weiter und so fort.
[47] Ich muss sagen, ich habe zu diesen zwei Bereichen kaum einen Zugang, also bis auf die Basics, weil ich kognitive Neurowissenschaft betreibe.
[48] Kognition ist der Geist des Menschen, das heißt, wie der Mensch denkt, lernt, entscheidet, assoziiert, bewertet.
[49] Das sind lauter Fähigkeiten.
[50] die eben unter dem Begriff Kognition zum Subsumieren sind.
[51] Und ich befasse mich mit dieser höchsten Ebene der Neurowissenschaft.
[52] Das heißt, du beschäftigst dich mit der höchsten Ebene der kognitiven Neurowissenschaft und die untersten Ebenen der Kognition.
[53] Kennst du die Basics?
[54] Ja, nur die Basics aber wirklich.
[55] Also da habe ich wenig Ahnung, weil das völlig andere Studienrichtungen sind.
[56] Okay, das geht nicht einher.
[57] Wenn man sich in allen Bereichen auskennen möchte, müsste man wahrscheinlich dreimal leben.
[58] Es sind vertiefende Studien, die...
[59] Man kann sich das so vorstellen, also wenn man sich für eine Spalte der Neurowissenschaft entscheidet, dann ist diese Spalte meistens sehr eng und sehr tief.
[60] Man kann nicht alles wissen.
[61] Und ich bin zufällig in die...
[62] höhere Ebene geraten, weil ich mich für gewisse Prozesse interessiert habe.
[63] Also ich habe nicht vorgehabt, jetzt Neurowissenschaft zu studieren.
[64] Ich habe nicht von Anfang an vorgehabt, in diese Richtung zu gehen.
[65] Es hat sich einfach ergeben im Laufe der Zeit.
[66] Warum ist es jetzt eigentlich die Neurowissenschaft bei dir geworden und nicht die Neurologie?
[67] Das ist eine Frage, die auf meine schulischen Leistungen...
[68] in Mathematik zurückgeht.
[69] Wenn ich noch einmal auf die Welt komme, werde ich wahrscheinlich Medizin studieren.
[70] Aber in meiner Jugend war ich in Mathematik sehr schlecht.
[71] Und ich konnte aufgrund dieser...
[72] grottenschlechten Ergebnisse nicht ins naturwissenschaftliche Gymnasium gehen.
[73] Also es wäre undenkbar gewesen.
[74] Deswegen habe ich mich für die Sprachversion entschieden.
[75] Also bei meiner Schule waren mehrere Fremdsprachen, aber Mathe ganz wenig.
[76] Und somit konnte ich eben kein Medizinstudium machen.
[77] Aber ich bin auch sehr zufrieden mit dem, was ich mache.
[78] Gibt es da eigentlich in der Neurowissenschaft auch so absolute Vorbilder?
[79] Es kommt darauf an.
[80] Oder auch Neurowissenschaftler, die man kennen sollte.
[81] Ja, natürlich.
[82] Als Outsider.
[83] Ja, also als Outsider, sagen wir es so.
[84] Eine Wissenschaft hat ihre Wichtigkeit für diejenigen, die Wissenschaft machen.
[85] Für die anderen, die keine Wissenschaft machen, ist es sehr schwer, über die Leistung von Wissenschaftlern zu beurteilen.
[86] Denn diese Welt definiert sich durch Punkte.
[87] Das heißt, als Wissenschaftlerin muss ich...
[88] publizieren, regelmäßig Fachartikel schreiben und abhängig von der Fachzeitschrift, wo diese Artikel dann veröffentlicht werden, also man führt eine Studie durch, man schreibt dann den Fachartikel dazu und den reicht man dann ein bei einer Fachzeitschrift.
[89] Das heißt nicht, dass die Fachzeitschrift das abdruckt.
[90] Das muss noch durch einen Gutachtenprozess gehen, manchmal durch zwei bis vier Gutachten.
[91] Diese Gutachter sagen dann, was nicht passiert.
[92] was dem Artikel, was nochmals berechnet werden muss, was noch umgeschrieben werden muss.
[93] Und am Ende erscheint dieser Artikel und er ist mit einer Punkteanzahl verbunden.
[94] Und je nachdem, wie viele Punkte der Wissenschaftler im Laufe seiner Laufbahn sozusagen gesammelt hat, hat er in der Community, das heißt in seiner Arbeitsgemeinschaft, die mittlerweile weltweit ist.
[95] Das heißt, wir arbeiten eigentlich nur noch international und wir messen uns global, weil diese Punkteanzahl auf der ganzen Welt gilt.
[96] Also abhängig von dieser Punkteanzahl ist man in der Community berühmt oder nicht berühmt.
[97] Wie viele Punkte hast du da?
[98] Da müsste ich schauen.
[99] Ich habe um die 2000 Punkte.
[100] Okay.
[101] Und das liegt im Durchschnitt?
[102] Wo liegen diese 2000 Punkte?
[103] Das hat mit der Höhe der Punkteanzahl natürlich mit der Anzahl der Publikationen zu tun.
[104] Zeitschrift zu tun.
[105] Das heißt, eine Zeitschrift wie Science, das ist das Höchste der Gefühle für die Neurowissenschaft, hat glaube ich, ich weiß jetzt derzeit nicht genau, aber um die 25 Punkte.
[106] Also ein Fachartikel bringt 25 Punkte.
[107] Und andere Zeitschriften, die nicht so prominent sind, aber auch wo diese Gutachtenprozesse wahnsinnig mühsam sind, die können manchmal 2 ,3 haben.
[108] 4 ,5, wenn es gut geht.
[109] Das heißt, es ist nicht gleich.
[110] Man ist am Punkte sammeln die ganze Zeit, damit man eben zu dieser Punkteanzahl kommt.
[111] Denn auch die Jobs werden danach vergeben.
[112] Abhängig von der Punkteanzahl.
[113] Deswegen sind Wissenschaftler so eine, ich würde sagen, Nomadengruppe unter den Berufen, weil sie sich ständig bewegen müssen auch.
[114] Das heißt also, sie ziehen durch die Welt immer mit einem Koffer und sie arbeiten ein paar Jahre da und ein paar Jahre dort.
[115] Und dann, wenn die Punkteanzahl stimmt und wenn sie genug Erfahrung gesammelt haben in mehreren Forschungszentren, Universitäten und so weiter, kann es sein, dass sie dann endlich einen fixen Job finden, also einen Lehrstuhl zum Beispiel kriegen.
[116] Man spricht da von Tenure -Track -Jobs.
[117] Das sind Jobs, die man nicht mehr verlängern braucht, weil sonst nach vier, fünf Jahren ist der Vertrag zu Ende und dann muss man eben gehen.
[118] Kennst du diesen Punkt der Rekordhalter im Bereich der Neurowissenschaft?
[119] Da müsste ich schauen, aber es sind sicher Leute, Um die 50 .000 Punkte haben, wenn nicht mehr.
[120] Wo sind die besten Neurowissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zu Hause?
[121] Die besten Neurowissenschaftlerinnen sind in Forschungszentren, die mit sehr viel Geld ausgestattet sind.
[122] Die zum Beispiel ein paar Kernspintomographen für die Wissenschaft zur Verfügung haben.
[123] Ich hatte das Glück, ein paar Jahre in Leipzig am Max -Planck -Institut für Neurowissenschaften zu arbeiten.
[124] Da merkt man wirklich, was es heißt, Mittel zur Verfügung zu haben.
[125] Das heißt also, die Probanden werden bezahlt, die Geräte stehen...
[126] Da parat nur für Wissenschaftsexperimente, während zum Beispiel an Universitäten teilen sich die Mediziner und die Wissenschaftler oft ein Gerät, zum Beispiel ein Kernspintomographen, weil es einfach in der Anschaffung so extrem teuer ist, aber auch in der Instandhaltung.
[127] Und echte Forschungszentren, wo es keine Lehre gibt.
[128] An Universitäten machen wir Lehre und Forschung.
[129] Und in Forschungszentren gibt es nur die Forschung.
[130] Das heißt, die Wissenschaftler dürfen nur forschen und das ist auch das, was sie am meisten interessiert, was sie auch am liebsten tun.
[131] Ich muss sagen, ich bin da ein bisschen eine Ausnahme, weil ich auch sehr, sehr gerne mein Wissen vermittle.
[132] Ich denke mir manchmal, wenn man dieses Wissen sozusagen gesammelt hat, ist es fast schade, dass man es nicht weitergibt.
[133] Ja, finde ich auch.
[134] Neurowissenschaftler.
[135] Versus Neurologen.
[136] Wer verdient mehr?
[137] Definitiv die Neurologen.
[138] Wirklich?
[139] Ja.
[140] Wissenschaftler verdienen nicht viel Geld.
[141] Es ist vielleicht eine falsche Vorstellung.
[142] Manche Wissenschaftler verdienen weniger als Schullehrer, obwohl ihre Laufbahn wesentlich, ich würde sagen, steiniger ist.
[143] Denn ein Wissenschaftler muss sich durchschlagen, Jahre und Jahre mit prekären Verträgen.
[144] die immer wieder verlängert werden, können aber nicht müssen.
[145] Und manche neue Universitätsgesetze sehen sogar vor, dass nach dem Ablauf des Vertrags der Wissenschaftler diese Universität verlassen muss, selbst wenn er sie sehr gute Ergebnisse erzielt hat, selbst wenn er einen Haufen Punkte gesammelt hat, selbst wenn er schon sehr prominent ist, dann sieht die Universität trotzdem vor, dass die Person diese Wissensinstitution verlässt.
[146] Ohne Aber und ohne Wenn.
[147] Also Neurowissenschaft und Neurologie heute, kurz zusammengefasst, soll ich oder du?
[148] Das machst du heute mal.
[149] Also Neurowissenschaft versus Neurologie heute unser Thema.
[150] Ich habe gelernt, Neurologie, das sind praktizierende Ärzte, die arbeiten mit Patienten.
[151] Neurowissenschaftler, Wissenschaftler, die erforschen so die Grundlagen zum Gehirn, die arbeiten mit Probanden.
[152] Da gibt es verschiedene Ebenen der Neurowissenschaft.
[153] Ich glaube, die niedrigste war die, welche war das?
[154] Die molekulare Ebene, die arbeitet zum Beispiel mit Bottenstoffen.
[155] Du bist tätig in der höchsten Ebene, das ist die kognitive Neurowissenschaft.
[156] Die beschäftigt sich zum Beispiel mit dem Bewusstsein, mit der Sprache, wie man lernt.
[157] Und ich habe nicht gewusst, dass Neurowissenschaftler oder Wissenschaftler generell mit...
[158] Punktenarbeiten, mit Fachartikeln, die sie veröffentlichen.
[159] Dafür bekommen sie Punkte, je nachdem, in welcher Zeitung der erscheint.
[160] Und ich habe gelernt, dass Neurologen mehr verdienen.
[161] Das Leben ist ungerecht.
[162] Mehr arbeiten und weniger verdienen.
[163] Auf alle Fälle vielen Dank, Manuela.
[164] Es war wieder wirklich, wirklich spannend.
[165] In der nächsten Folge geht es dann um Die Liebe im Gehirn.
[166] Ich sage nur, love is in the brain.
[167] Genau.