Gehirn einfach erklärt XX
[0] Gehirn einfach erklärt, der Podcast für alle mit Köpfchen.
[1] Herzlich willkommen, schön, dass ihr mit dabei seid.
[2] Mein Name ist Katrin Wachauer, ich bin Moderatorin und...
[3] Mein Name ist Manuela Maciudania und ich bin Neurowissenschaftlerin.
[4] Und Speakerin, Buchautorin, Podcasterin.
[5] Podcasterin, ja.
[6] Du bist die Insiderin, was die Neurowissenschaften angeht.
[7] Ich bin die Outsiderin.
[8] Und wir haben in der letzten Folge über die Mediennutzung und den Medienkonsum gesprochen und auch über die Mediensucht und auch darüber, dass zum Beispiel...
[9] Videospiele aggressiv machen, die Empathie dadurch auch abnimmt.
[10] Und wir wollen heute dort anknüpfen und das Ganze ja noch mehr aus neurowissenschaftlicher Sicht beleuchten.
[11] Manuela, machen Medien Kinder intelligenter oder dümmer?
[12] Das ist eine sehr gute Frage.
[13] Also Intelligenz wird gemessen mit...
[14] Intelligenztest mit einem speziellen, mit dem Wechsler -Intelligenztest.
[15] Der Herr Wechsler war ein amerikanischer Psychologe, der eine ganze Reihe von Tests entwickelt hat für verbale, logische, mathematische Fähigkeiten.
[16] Und Kinder werden eben, aber auch Erwachsene, sagen wir so, mit solchen Tests, da wird ihre Intelligenz gemessen.
[17] Man hat sie so seit Mitte der 40er Jahre gemessen in den USA.
[18] Und man sieht, dass dieser Wechslerintelligenztest für Kinder seit Mitte der 40er Jahre bis in die 2010er Jahre hinein, man sieht, dass die Intelligenz gestiegen ist nach diesem Test.
[19] Also wenn man weiß, dass Kinder Medien konsumieren.
[20] und jetzt die Intelligenz gestiegen ist, könnte man einen Zusammenhang daraus interpretieren?
[21] Könnte.
[22] Könnte.
[23] Dass Kinder auch...
[24] wegen den Medien intelligenter geworden sind.
[25] Ja, und ist es so oder weiß man das nicht?
[26] Ja, also das nennt man den Flynn -Effekt oder Flynn.
[27] Also dieser Herr Flynn war auch ein, eigentlich war er ein Politologe und der hat diese Zusammenhänge untersucht und der hat eben gemeint, ja, also Medien machen intelligenter, aber wenn man jetzt Menschen, die in der Praxis mit Kindern zu tun haben, beschreiben Sie das ein bisschen differenzierter.
[28] Es gibt Kinder, ich rede hin und wieder mit Pädagoginnen und Pädagogen, und Sie sagen mir, es gibt Kinder heutzutage, die wirklich wahnsinnig fortgeschritten sind, was ihre geistigen Fähigkeiten anbelangt, und andere hingegen, die zum Beispiel bei einem Baum nicht mal erkennen können, was ein Stamm ist und die Blätter etc. Ist auch natürlich eine Verarmung der Sprachbeherrschung, aber auch eine Verarmung der Wahrnehmung und der Fähigkeit, das Gedachte in Sprache zu gießen.
[29] Also es ist nicht nur Sprache.
[30] Also man beobachtet alles.
[31] Tatsache ist aber die, dass Kinder heutzutage, wie wir schon in der letzten Folge gesagt haben, sehr viel Zeit im Medienkonsum stecken.
[32] Sofern die Medien nicht wirklich zur Entwicklung gewisser Fähigkeiten beitragen können, also wenn es nur Unterhaltung ist, ist für ein Kind eine verlorene Zeit.
[33] Ich möchte aber nicht alles komplett verteufeln.
[34] Es gibt auch Apps, die den Kindern das Sprechen beibringen, das Schreiben und das Rechnen beibringen.
[35] Und man darf nicht vergessen, wir leben in einer Informationsgesellschaft.
[36] Wir haben Zugang zu allem Möglichen, was früher.
[37] nicht der Fall war.
[38] Ich kann mich erinnern, bei uns, also in meiner Kindheit, wenn du wissen wolltest, wie viele Einwohner, ich weiß nicht, ein Land Zentralafrikas hat, hast du in die Bibliothek gehen müssen und da hat es diese großen Brockhaus -ähnlichen Enzyklopädien gegeben.
[39] Die waren vielleicht schon fünf oder zehn Jahre alt und ungefähr über den Daumen hat man gewusst, so und so viele Millionen Einwohner.
[40] Und jetzt braucht man das nur zu googeln, also innerhalb von einigen wenigen Sekunden.
[41] weiß man Information, die früher viel weniger zugänglich war.
[42] Und über Information natürlich entwickelt sich auch die Fähigkeit, Information zu filtern, sie zusammenzustellen, sie zu verwerten für die eigenen Entscheidungen etc. Also Information ist nicht Intelligenz, aber wenn man viel Information aufnimmt, kann man auch gute Entscheidungen treffen und das ist dann eben das, was auch Intelligenz ist.
[43] ausmacht.
[44] Ja, also mit den Medien heutzutage, ich brauche nur Google, AT, zack, zack.
[45] Und Einwohner, von welchem Land, magst du das wissen, Manuela?
[46] Ja, Nigeria.
[47] Einwohner Nigeria, zack.
[48] Boah, was glaubst du?
[49] Es sind ein paar Millionen, es ist ein großes Land.
[50] Gibt es das?
[51] 213 ,4 Millionen Einwohner.
[52] Ich weiß, dass es ein großes Land ist.
[53] Ja, also die Medien machen da schon einiges viel einfacher und leichter.
[54] Ja, machen viel leichter, aber es gibt Fähigkeiten, die die Kinder einfach für sich erarbeiten müssen, auf eine angestrengte Art und Weise, damit die Hardware der Kinder, also das Gehirn der Kinder, wird besser, wenn sie viel lernen.
[55] Es ist nicht wie bei einem Computer, wo man sagt, Der Computer hat eine Speicherkapazität von so und so vielen Gigabyte und man stopft Information rein und irgendwann mal wird es langsam und irgendwann mal wird es zu viel und man muss wieder löschen.
[56] Beim Gehirn ist es umgekehrt.
[57] Je mehr Information der junge Mensch aufnimmt, umso leistungsfähiger wird das Gehirn als Verarbeitungswerkzeug.
[58] Das heißt also, die Software, die man einbaut, verändert bzw.
[59] verbessert die Hardware.
[60] Das beste Beispiel sind Fremdsprachen.
[61] Also wenn Kinder mehrsprachig aufwachsen, haben sie dann Leichtigkeit, weitere Sprachen zu lernen.
[62] Wenn ein Kind schon sehr früh mathematisch gebildet wird, hat das Kind dann später auch Physik sehr leicht zu verstehen.
[63] Weil die Basis der Physik ist die Mathematik.
[64] Und insofern also das Gehirn, wenn man es so ein bisschen metaphorisch beschreibt, wenn man das Gehirn als Hardware ansieht, muss man wissen, dass jede Software das Gehirn verändert und wenn in jungen Jahren sehr viel gelernt.
[65] dass das Gehirn dann sozusagen zu einem Ferrari wird und sehr gut und sehr leistungsfähig wird.
[66] Also kein Opel Corsa, sondern ein Ferrari.
[67] Genau.
[68] Wir haben auch über die Mediensucht gesprochen und ich habe eine Volksschullehrerin getroffen, die unterrichtet an der Volksschule Mühlbach und die hat gesagt, die hat einen kleinen Buben, ich glaube in der zweiten Klasse und der erzählt nach jedem Wochenende.
[69] Wenn die Lehrerin ihn fragt, was er gemacht hat, ja, ich habe am Computer das gespielt und das Level erreicht, am Tablet habe ich das gespielt und das Level erreicht.
[70] Und sie hat gesagt, der tut sich wirklich schwer in der Schule, dass er aufpasst und sich konzentriert.
[71] Dann hat sie mit den Eltern gesprochen, gesagt, das Kind, der Bub, muss weniger Medien konsumieren, weniger Computerspiele spielen.
[72] Und sie hat sofort gemerkt, dass der Bub konzentrierter ist im Unterricht.
[73] Kannst du dir das vorstellen?
[74] Ich kann es mir gut vorstellen, ja.
[75] Und wir haben darüber gesprochen, dass Medien süchtig machen können.
[76] Wie machen jetzt Handys, Fernseher, Tablets süchtig?
[77] Zunächst vielleicht gehen wir kurz auf den Mechanismus der Sucht.
[78] Was ist Sucht überhaupt?
[79] Das Wort kommt aus dem Mittlochdeutschen, aus Sud und Suchern.
[80] Im Dialekt heißt es Sichen.
[81] Und das bedeutet Leiden an einer Krankheit.
[82] Also Sucht ist verbunden mit irgendeinem Leid.
[83] Und Sucht kann substanzgebunden sein.
[84] Also wenn jemand Drogen konsumiert, also Tabletten nimmt oder Alkohol.
[85] Schokolade.
[86] Schokolade hat nicht das Potenzial, eine richtige Sucht auszulösen.
[87] Okay, gut zu wissen.
[88] Eher Zucker.
[89] Zucker schon.
[90] Also substanzgebunden.
[91] Oder nicht substanzgebunden.
[92] Und das ist aber dann trotzdem eine Sucht, die als Verhaltenssucht bezeichnet wird.
[93] Früher haben wir es auch gehabt, wir haben die Spielsucht im Casino gehabt.
[94] Es waren natürlich damals nur erwachsene Menschen betroffen, die ihr ganzes Habe und Gut verspielt haben, komplett verarmt sind und auch ihre Familien gefährdet haben.
[95] Jetzt haben wir die Sucht.
[96] Diese Verhaltenssucht auch bei den Kindern, weil sie Zugang haben zu Geräten, die diese Sucht entstehen lassen.
[97] Wie sind jetzt die Mechanismen der Sucht?
[98] Also man soll wissen, wir sind evolutionär so gemacht, dass wir uns gerne ernähren und gerne paaren.
[99] Essen und Sex.
[100] Genau, kann die Spezies einfach durch die Evolution kommen.
[101] Und diese zwei Mechanismen werden geregelt von einem Botenstoff namens Dopamin.
[102] Und das Dopamin wird in gewissen Kernen in der Tiefe des Gehirns ausgeschüttet, wenn wir allein ein Essen sehen, das uns schmeckt.
[103] Ja, das heißt also, ich schaue hin auf eine Torte, die, also ich esse zum Beispiel.
[104] Punschkrapferl zum Beispiel.
[105] Ja, Punschkrapferl, mit denen kannst du mich verjagen.
[106] Wobei, du hast heute so ein Leiberl an in der gleichen Farbe wie so ein Punschkrapferl, schön pink.
[107] Ich mag trotzdem keine, weil ich kein Alkohol in Süßspeisen mag.
[108] Zucker und Alkohol.
[109] Ich mag auch kein, zum Beispiel kein Tiramisu mit einem Alkohol drinnen, das kann ich nicht essen, aber egal.
[110] Auf jeden Fall.
[111] Es geht darum, dass wenn wir Lebensmittel sehen, die uns schmecken, dass wir eine Vorfreude entwickeln und wenn wir uns dann hinsetzen, dass wir richtig mit Genuss und Freude essen.
[112] Es ist einfach so gemacht von der Evolution, damit wir uns ernähren, damit wir uns nicht überlegen.
[113] Will ich mich heute oder will ich mich nicht ernähren?
[114] Natürlich gibt es auch die Komponente des Hungers, aber Essen bereitet uns Glück.
[115] Jedes Mal bei der Vorfreude beim Essen haben wir eine Dopaminausschüttung, das heißt von diesen Dopaminproduzierenden Kernen.
[116] Die kann man sich so wie eine kleine Erbse vorstellen in der Tiefe des Gehirns.
[117] Wir haben ein paar.
[118] Man schaut hin auf das Essen und die fangen an, Dopamin zu produzieren und dieses Dopamin reißt dann ins Vorderhirn, wo dann der Bewertungsprozess stattfindet und dann die Bewertung, das heißt also, wenn ich Dopamin habe, dann ist das, was ich vor mir habe, sicher positiv, also ich will es essen.
[119] Und dasselbe gilt auch, wenn man einen Partner vor sich hat, der einer gefällt.
[120] Den will ich essen.
[121] Das ist auch eine Dopaminausschüttung und man will sich nähern und man will auch interagieren mit dieser Person.
[122] Und das führt auch zur Dopaminausschüttung.
[123] Und das ist ein Prozess, der ganz natürlich ist.
[124] Jetzt ist aber so, dass interessanterweise diese Dopaminausschüttung auch ausgelöst werden kann, zum Beispiel von Nikotin, von Alkohol.
[125] Deswegen machen es die Leute auch.
[126] Am Anfang, wenn man mit Rauchern spricht, sagen sie, am Anfang hat es mir gar nicht geschmeckt.
[127] Und auf einmal schmeckt es mir.
[128] Und auf einmal hat es geschmeckt.
[129] Wie ist das?
[130] Es ist so, dass wenn wir regelmäßig Dopaminausschüttung haben, dass sich zwischen den Zellen, wir haben unsere Netzwerke unter Neuronen, und die Zellen an sich kommunizieren miteinander, indem sie ein elektrisches Signal aneinander schicken.
[131] Und dieses elektrische Signal wird dann am Ende des Fortsatzes, der das Signal transportiert, übersetzt in Botenstoffe.
[132] Also, das Signal kommt.
[133] Und die sogenannte Synapse im vorderen Bereich, die sogenannte Prä -Synapse, schüttet Dopamin aus.
[134] Und der andere Teil der Synapse, die Post -Synapse, nimmt das Dopamin auf.
[135] Das heißt, ich schaue auf ein gutes Essen, meine Dopaminkerne produzieren das, das verbreitet sich in meinem Vorderhirn.
[136] Wird elektrisch zuerst geleitet, dann geht auch dieser Botenstoff von Zelle zu Zelle über.
[137] Und wenn ich das sehr oft mache, wenn ich regelmäßig das betreibe, dann passiert Folgendes, dass bei der Post -Synapse, das heißt dort, wo das Dopamin aufgenommen wird, dass Andockstellen zugehen.
[138] Also, um den gleichen Effekt zu erreichen, muss ich das nächste Mal mehr rauchen.
[139] Oder mehr Alkohol konsumieren.
[140] Also wenn ich jetzt euphorisch sein will mit Alkoholkonsum, zuerst reicht vielleicht ein Glas Wein.
[141] Und dann habe ich dieses gute Gefühl und ich bin ein bisschen angeschwipst.
[142] Wenn ich regelmäßig trinke und ich will dieses gute Gefühl haben, des angeschwipst Seins, brauche ich nach einer gewissen Zeit mehr, weil das Dopamin, das produziert wird, einfach gestoppt wird.
[143] Es wird gar nicht aufgenommen.
[144] Also ich muss mehr konsumieren, damit ich dasselbe Gefühl habe.
[145] Und dasselbe gilt auch, die Raucher wissen es auch.
[146] Also zuerst haben sie vielleicht nur zwei Zigaretten geraucht, dann wären es vier, dann wären es mehr.
[147] Und bei Stress...
[148] ruft das System richtig nach dieser Belohnung, weil das ist nämlich Belohnungssystem, dieser Dopaminkreislauf, ruft nach Belohnung und nach einer Stressphase wollen die meisten Raucher auch eine Zigarette anzünden.
[149] Eine Chick danach.
[150] Genau.
[151] Ja, nach dem Stress.
[152] Nach dem Stress, ja.
[153] Und diese Suchtmechanismen entstehen aber auch, Eine Substanz.
[154] Das heißt, wenn ich zum Beispiel ein Computerspiel spiele und ich schaffe eine gewisse Anzahl von Punkten zu machen und jedes Mal freue ich mich, dass ich zum Beispiel geschafft habe, ich weiß nicht, so und so viele.
[155] Level 7 zu erreichen, was auch immer.
[156] Genau, richtig.
[157] Und diese Freude, die mit dem Spiel zusammenhängt, diese Freude, ich habe es geschafft.
[158] führt dazu, dass Dopamin ausgeschüttet wird.
[159] Nur das System Gehirn kann nicht permanent unter Dopamin sein, weil man würde sozusagen von einer Euphorie zur nächsten kommen und das Gehirn braucht auch seine Ruhephasen.
[160] Und das Gehirn kann sich verändern, damit nicht permanent Euphorie da ist.
[161] Also macht Andockstellen zu.
[162] Also Rezeptoren sagt man dazu.
[163] Also Rezeptor kommt vom Lateinischen, bedeutet die Stelle, die etwas aufnimmt.
[164] Also spiele ich heute, freue ich mich, dass ich so und so viele Punkte erreicht habe.
[165] Natürlich kommt auch ein bisschen eine Komponente des Ehrgeizes dazu.
[166] Morgen versuche ich das wieder.
[167] Jetzt habe ich nicht 17 .000 Punkte, sondern 19 .000 erreicht.
[168] Ja, dann setze ich mich vielleicht noch einmal hin, weil bevor 24 Stunden vergehen, dann erreiche ich vielleicht 23 .000 Punkte.
[169] Und diese ständige Ausschüttung von Dopamin führt eben dazu, dass man immer mehr spielen will, damit dieses gute euphorische Gewinnergefühl sich immer wieder einstellt.
[170] Und auch zum Beispiel bei der Casino -Sucht, also viele Menschen haben ihr ganzes Vermögen an diesen einärmigen Banditen verloren.
[171] Also man wirft ein, einmal funktioniert, aber auch beim Roulette ist ähnlich, einmal funktioniert, man gewinnt etwas, man freut sich.
[172] Jetzt probiert man es wieder.
[173] Und dann vielleicht kommt ein bisschen was raus, aber nicht viel.
[174] Dann denkt man sich, nächstes Mal vielleicht probiere ich wieder.
[175] Und dann geht es hin und her, aber man ist immer auf der Suche nach diesem euphorischen Feeling.
[176] Kann man sagen, auf diesem Kick ein bisschen.
[177] Ja, nach dem Kick.
[178] Man sagt auch, du bist süchtig nach etwas.
[179] Und eben dieser Kick kommt bei den Computerspielen auch nicht immer.
[180] Und deswegen muss man mehr Zeit investieren.
[181] Und es gibt Menschen, die sich die ganze Nacht um die Ohren schlagen, weil sie jetzt doch versuchen wollen, so und so viele Punkte zu erreichen.
[182] Das heißt, Sucht ist wirklich gleich Sucht.
[183] Es ist jetzt egal, ob das eine Alkoholsucht ist oder eine Mediensucht.
[184] Im Gehirn passiert es genau das Gleiche.
[185] Richtig.
[186] Also es gibt praktisch diese ständige Dopaminausschüttung.
[187] erregt wird von diesem Dopamin, von diesem Glücksgefühl, tendiert das Gehirn das sozusagen zu normalisieren, indem Andockstellen für den Botenstoff zugemacht werden.
[188] Und dann muss man mehr machen, damit man dasselbe Gefühl hat.
[189] Kann man auch sagen, dass so eine Sucht die Dopaminausschüttung irgendwie anders anregt?
[190] Also jetzt natürliche Belohnungen wie Essen oder Sex?
[191] Ja.
[192] Man kann es sagen, weil, sagen wir so, die Mechanismen sind die gleichen.
[193] Wobei zum Beispiel beim Essen gibt es auch eine Esssucht und sie ist meistens auch von Zucker gesteuert.
[194] Weil Zucker hat man in Experimenten gesehen mit Ratten.
[195] Die Ratten hatten die Möglichkeit, einen Hebel zu bewegen, der ihnen einen Kokainschuss gegeben hat oder einen Hebel, der ihnen einen Zuckerschuss gegeben hat.
[196] Und sie haben sich für den Zucker entschieden.
[197] Wirklich?
[198] Ja, ganz, ganz schlimm eigentlich.
[199] Also Zucker unterschätzt man. Zucker kann auch esssüchtig machen und die Menschen, die dann eben so esssüchtig werden, konsumieren sehr, sehr häufig Hochkalorisches, das aber auch mit Zucker zersetzt ist.
[200] Praktisch diese ganzen Industrie -Lebensmittel haben sehr, sehr viel Zucker versteckterweise drinnen und das macht eben mitunter auch die Menschen danach süchtig.
[201] Was passiert im Gehirn bei einem Entzug?
[202] Bei einem Entzug, ich habe vorhin gesagt, dass gewisse Stellen zugehen.
[203] Aber dafür öffnen sich andere.
[204] Es würde jetzt sehr weit in die Biologie.
[205] Geht eine Tür zu, geht eine andere auf.
[206] Es geht so weit jetzt in die Biologie.
[207] Ich will jetzt nicht mit zu viel Terminologie das Thema behandeln.
[208] Aber man muss sich vorstellen, es gehen andere Andockstellen auf, die dann rufen nach dem Dopamin.
[209] Und wenn man sagt, nein, jetzt keine Zigaretten, jetzt kein Alkohol, jetzt keine Spiele, löst das Aggressionen aus.
[210] Also löst dann wiederum im Gehirn einen Mangel sozusagen und auf den Mangel reagieren die meisten mit dem Versuch.
[211] wieder zu dem zu kommen und wenn es ihnen nicht gelingt, dann löst das Aggression aus.
[212] Gibt es dann einen Unterschied, ob das jetzt ein schleichender Entzug ist oder ein abrupter Entzug?
[213] Abrupter Entzug ist immer sehr, sehr schwierig.
[214] Deswegen auch bei Mediensucht, die Patienten genauso behandelt werden, wie Patienten, die andere Suchtarten.
[215] Alkoholiker zum Beispiel.
[216] Medikamente, die ähnlich wirken, weil eben diese Mechanismen ähnlich sind.
[217] Jetzt haben wir über die Sucht gesprochen, ganz ausführlich.
[218] Wir haben in der letzten Folge auch über das aggressive Verhalten gesprochen.
[219] Menschen lernen Aggression.
[220] Zum Beispiel bei so Shooter -Spielen, wo sie als Menschen in diesem Spiel andere Menschen erschießen.
[221] Wie ist das im Gehirn?
[222] Also das Gehirn, egal was wir machen, bildet im Gehirn ein Netzwerk.
[223] Und wenn wir jetzt ein neues Spiel lernen, die ganzen Regeln und wie man den Joystick bewegt etc., etc., lernen wir immer etwas.
[224] Und wenn es darum geht, dass jetzt zehn Menschen vorbeigehen und ich muss sie alle erschießen, lerne ich das auch.
[225] Und das sind Netzwerke, die im Gehirn entstehen und die uns Bereit machen auf Aggression.
[226] Das heißt, all das, was ich sehe, ist nicht nur im Computer drinnen, sondern ich lebe mit.
[227] Weil wenn es nicht so eine Teilnahme gäbe, würden die meisten Gamers die Sache dann nach ein paar Sessions lassen, wenn sie sich nicht so involviert fühlten.
[228] Und das Gehirn.
[229] behandelt diese Involvierung, indem es sich hineinversetzt in diese Situation.
[230] Das heißt, das Gehirn unterscheidet dann nicht mehr wirklich, ob das, was ich jetzt… Realität und Simulation.
[231] Genau, Realität und Simulation.
[232] Simulation wird auch in vielen Bereichen verwendet, damit Menschen ein Verhalten lernen.
[233] Zum Beispiel Piloten, Flugzeugpiloten lernen sehr viel über Simulation, zum Beispiel Notlandungen etc. Das Gehirn hat vor sich eine Landebahn.
[234] Gott weiß, dass vielleicht ein Teil vom Flieger schon verloren gegangen ist.
[235] Jetzt müssen sie lernen, das Flugzeug sicher zum Stehen zu bringen.
[236] Und das heißt also, man schaut in den Bildschirm hinein und lebt man irgendwie mit, mit dieser Situation.
[237] Das Gehirn unterscheidet nicht mehr.
[238] lernt eine neue Art von Verhalten, die man vielleicht in der Realität noch nicht gelernt hat, weil dass man Menschen erschießt oder dass man Menschen schlägt oder sowas, zum Glück ist in unserer Gesellschaft nicht gang und gäbe.
[239] Aber wenn man das übt, dann bilden sich Netzwerke der Aggression und auch des genauen Hinzielens und dementsprechend auch, dass man nicht mehr so ein Mitgefühl hat mit jemandem, der vielleicht leidet oder der halbtot ist, dass man nochmal drauf schießt, das lernt man auch.
[240] Also man lernt ein ganzes Verhalten.
[241] Und man hat auch in den Experimenten gesehen, dass Gamers tatsächlich bereit sind, mehr Gewalt anzuwenden als jene, die andere Arten von Computerspielen gespielt haben.
[242] Also jemand, der regelmäßig diese gewalttätigen Computerspiele spielt, hat mehr Bereitschaft dann.
[243] in real life Gewalt anzuwenden.
[244] Dann gibt es jede Menge Studien, also da braucht man da nicht zu diskutieren, es ist belegt.
[245] Jetzt haben wir gesprochen über die Sucht, über die Aggressivität, Gewalt und Punkt drei noch, die Empathie.
[246] Die Empathie ist ja das Hineinfühlen in andere Menschen und du hast in der letzten Folge gesagt, dass diese Videospiele, diese gewalttätigen Videospiele auch die Empathie der Menschen reduzieren.
[247] Wie kann aus neurowissenschaftlicher Sicht Empathie nachgewiesen werden und auch deren Fehlen?
[248] Also Empathie ist lokalisiert im Gehirn in den sogenannten Inseln.
[249] Inseln sind Teile der Rinde, die im Lauf der Evolution In das Gehirn hineingedrückt wurden.
[250] Also vielleicht, wenn die Hörerinnen und Hörer wissen wollen, wo das genau ist.
[251] Das ist über den Ohren.
[252] Und es ist ein Teil der Rinde, den man erst sieht, wenn man ein besonderes Besteck verwendet und die zwei Lappen aufmacht, die es verstecken.
[253] Also Insel nennt man das.
[254] Das ist ein Teil der Rinde, der über den Ohren hineingepresst wurde.
[255] Kann man auch problemlos googeln, dann sieht man genau, wie das aussieht.
[256] Und die Insel hat mehrere Funktionen, darunter auch Empathie.
[257] Also empathisches Verhalten führt dazu, dass die Insel, die vordere Insel insbesondere, aktiv wird.
[258] Also wie kann man das sehen aus neurowissenschaftlicher Sicht?
[259] Es gibt jede Menge Experimente, auch von einer Forscherin namens Tanja Singer.
[260] Da können die Hörerinnen und Hörer vielleicht auch sogar von ihr Vorträge im Netz finden.
[261] Man zeigt den Probandinnen und Probanden, die im Kernspintomographen liegen, man zeigt ihnen schlimme Szenen, in denen jemand einen Unfall hat oder verletzt wird oder geschlagen wird.
[262] Also wo eben ein empathisches Verhalten an den Tag gelegt werden kann.
[263] Also man löst das empathische Verhalten, indem man Bilder oder Videosequenzen zeigt.
[264] die das Verhalten auslösen können.
[265] Und dann sieht man eben, dass diese Inseln aktiv werden.
[266] Also sie sind dann stärker durchblutet mit Sauerstoff angereichertem Blut.
[267] Das zeigt eben Aktivität in einer speziellen Gehirnregion.
[268] Und man sieht eben, dass die Person mehr oder weniger empathisch ist.
[269] Menschen, die regelmäßig diese Gewaltspiele spielen, haben...
[270] verhältnismäßig weniger Aktivität in den beiden Inseln.
[271] Das heißt also, sie haben ein bisschen verlernt, Empathie einzusetzen.
[272] Wobei Empathie ein angeborenes...
[273] Ich wollte gerade fragen, ob Empathie angeboren ist oder gelernt wird.
[274] Beides.
[275] Empathie ist a. angeboren und b. bestärkt wird durch die Erziehung.
[276] Man sieht zum Beispiel, wenn kleine Kinder zusammen sind und ein kleines Kind beginnt zu schreien, warum auch immer, zu weinen.
[277] Kann sein, dass das zweite Kind auch mitweint.
[278] Das ist ein empathisches Verhalten, das so ausgelöst wird über Imitation und eben über diese Insel, die sozusagen die Zugehörigkeit zum Rudel ausdrücken kann.
[279] Also ich fühle mit dir mit, dann weine ich auch mit dir mit.
[280] Aber ich habe das gestern gehabt, Positivbeispiel.
[281] Ich bin gestern bei einem Müllwagen vorbeigegangen und da waren zwei Müllmänner hinten oben und die hatten so viel Gaudi.
[282] Die haben so laut gelacht und ich gehe vorbei, sie schauen mich an, lachen miteinander über irgendwas, ich habe es nicht gehört.
[283] Und es ist mir gut gegangen, dann habe ich auch gelacht.
[284] Das gleiche Beispiel, nur positiv.
[285] Nicht weinende Babys, sondern lachende Müllmänner.
[286] Richtig.
[287] Das ist jetzt aber etwas, was von anderen Regionen ausgelöst wird.
[288] Von den Happy -Regionen.
[289] Das ist jetzt keine Empathie, nein, das ist ein Verhalten, also dieses Imitationsverhalten wird von den Spiegelneuronen ausgelöst.
[290] Okay.
[291] Genen.
[292] Ah, wenn du gehst, geh ich, ja.
[293] Spiegelneuronen, wo sind die, was machen die?
[294] Ja, die sind verteilt auf der Rinde.
[295] Es gibt verschiedene Theorien, wo sie genau sind, aber einige sind bestimmt in der Sprachregion auch vorhanden und die sind dazu da, dass wir über Imitation von unseren Bezugspersonen in erster Linie lernen.
[296] Das heißt, wir schauen uns ab, wie die Mama etwas macht und dann machen wir es nach.
[297] Und wenn jemand uns dann das beibringen will und sagt, schau, so und so gehört gemacht, dann ist es eins zu eins das echte Lernen.
[298] Über Imitation.
[299] Deswegen ist auch, wenn man diese Ballerspiele spielt, diese gewalttätigen Spiele, man sieht, was sich da drinnen abspielt.
[300] Man lernt zum Beispiel, indem man jemanden imitiert, der da drinnen auch tötet.
[301] Ob ich bin oder mein Kumpel, der da drinnen ein Avatar ist, der schießt, ich schieße auch.
[302] Also dieses Lernen über Simulation ist in den gewalttätigen Spielen gut nachvollziehbar.
[303] senkt eben die Empathie und weil man eben auch das lernt und die Empathie ist A, angeboren.
[304] Ja.
[305] Kommen wir mal zurück auf das, was du gefragt hast.
[306] Und B wird bestärkt.
[307] Also nehmen wir ein Beispiel.
[308] Ein Kind geht spazieren mit der Bezugsperson und das Kind sieht am Boden vielleicht eine tote Amsel.
[309] Und das Kind bleibt stehen.
[310] Ich denke jetzt zum Beispiel an ein Kind, das gerade gehen kann, das vielleicht zwei Jahre alt ist.
[311] Und das Kind bleibt stehen, schaut sich die Amsel an.
[312] Die Kommentare, die...
[313] von der Mama kommen können.
[314] Kann sein, das Kind will es angreifen und sagt, die Mama, nein, nicht angreifen.
[315] Aber es kann sein, dass das Kind stehen bleibt und sagt, was hat denn der Vogel?
[316] Und dann sagt die Mama, der Vogel ist tot, das ist eine Amsel.
[317] Schau, sie ist gestorben.
[318] Also dieses empathische Verhalten, das wir in uns haben, auch evolutionär bedingt, geben wir weiter an die Kleinen.
[319] Und so lernt das Kind, dass wenn die Amsel da liegt und vielleicht verletzt, ist, dass sie vielleicht leidet oder wenn sie tot ist, oh arme Amsel, sie ist gestorben.
[320] Das heißt, das sympathische Verhalten hat schon eine evolutionäre Basis, in uns ist angeboren, aber kann, wie gesagt, verstärkt werden.
[321] Aber es kann auch abgeschwächt werden.
[322] Durch solche Spiele.
[323] Durch solche Simulationen.
[324] Und deswegen bagatellisiere ich nicht das Thema, weil ich habe mit meinen Studentinnen und Studenten sehr häufig darüber diskutiert.
[325] Ja, hast du erzählt.
[326] Ja, sie haben behauptet, dass...
[327] Ich hoffe, Sie hören diesen Podcast, liebe Studierenden.
[328] Bei mir sicher nicht.
[329] Jede ist Durchschnitt.
[330] Also es kann schon sein, dass jemand in der Lage ist, diese Prozesse abzuhalten.
[331] nicht in Frage stellen.
[332] Aber der Durchschnittsmensch lernt Aggression, lernt Empathielosigkeit und wird süchtig.
[333] Also das war der Blick heute ins Gehirn zum Thema Medienkonsum, die Sucht und ja auch mögliche Auswirkungen auf das Gehirn.
[334] Wir freuen uns über eine gute Bewertung und über Empfehlungen bei Freunden, bei Bekannten, bei Arbeitskollegen und auch bei der Chefin.
[335] Gute Idee.